KURZ NACHGEFRAGT.

1. Herr Dr. Lin Senior, Sie sind Mitglied des Stiftungsrates der MDPI Sustainability Foundation. Die MolMall Sample Collection ist der Operational Partner dieser Stiftung. Können Sie uns die Rolle von MolMall innerhalb der Stiftung erklären?
Dr. Lin Senior: Unsere MolMall Chemikalien Sammlung hat den Zweck zur Erhaltung der chemisch-molekularen Vielfalt auf unserem Planeten beizutragen, diese zu erhalten, zu konservieren und weiterzuentwickeln. Eine vergleichbare, wenn auch bekanntere Organisation mit einer ähnlichen Zielsetzung ist z. B. der Svalbard Saatgut-Tresor in Norwegen. Gleichzeitig ist unsere Sample Collection der Beweis für die Authentizität und die Reproduzierbarkeit von chemischen Methoden, die in wissenschaftlichen Veröffentlichungen publiziert wurden. Aufgrund dieser Sammelaktivitäten konnten wir seit Mitte der 1990er Jahre ca. 30’000 verschiedene Verbindungen sichern und sind stolz darauf diese seit Januar 2022 in einem Speziallabor im Gebäude 1059 archivieren zu können.

Pocket park vor dem Eingangsbereich.

Pocket park vor dem Eingangsbereich.

2. Herr Dr. Lin Junior, Herr Dr. Bauer, Sie sind verantwortlich für das Management der Chemikalienbörse. Können Sie unseren Lesern erklären, was eine Chemikalienbörse ist?
Dr. Lin Junior: Unsere Chemikalienbörse heisst MolMall. Unsere Arbeitsweise müssen Sie sich im Prinzip vorstellen wie die der Uni-Bibliothek oder die des Pharmaziemuseums Basel, mit dem Unterschied, dass wir Wissen und Erfahrung – anders als die Printversion oder das historische Laborgerät – in molekularer Form archivieren und zur Verfügung stellen. Jeder, der schon einmal in einem Labor gearbeitet hat, weiss wie schwierig es sein kann, eben diese Printversion zu reproduzieren.

Dr. Bauer: Unser Daily Business besteht darin, die von uns gesammelten Chemikalien der Science Community zu besonders günstigen Konditionen und unter Wahrung ihrer Interessen zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um stabile Verbindungen, die in der Regel nicht im Grosshandel erhältlich sind – vom komplexen Baustein für die Wirkstoffforschung bis zur Referenzprobe für die pharmazeutische Entwicklung und vom vergriffenen Lösemittel bis hin zum exotischen Katalysator. Dadurch, dass unsere Mitarbeiter einen Hintergrund in Forschung und Entwicklung haben, ergeben sich sehr vorteilhafte Synergien für die Nutzer unserer Sammlungen, z. B. wenn für ein Projekt eine ganz bestimmte Verbindung organisiert werden soll.

3. Gibt es weitere Chemikalienbörsen in der Schweiz?
Dr. Bauer: Ja. Chemikalienbörsen gibt’s zu Hauf – eigentlich zu viele und zu wenig vernetzte. Im Prinzip hat jede grössere Forschungsorganisation ein professionell gemanagtes, mehr oder weniger gut bestücktes auf jeden Fall teuer erkauftes Chemikalienlager. Wir unterscheiden uns jedoch erheblich von herkömmlichen Chemikalienbörsen, z. B. indem wir aktiven Wissenschaftlern und Startups mit beschränkten Ressourcen nicht nur den Zugang zu seltenen Reagenzien und Startmaterialien bieten, sondern zusätzlich auch eine Plattform anbieten, um wertvollen Chemikalien professionell und sicher einzulagern.

4. Warum haben Sie sich für Rosental Mitte als Firmenstandort entschieden?
Dr. Lin Junior: Historisch betrachtet wurden zahlreiche der archivierten Verbindungen in Basel synthetisiert und finden sich heute in abgewandelter Form in zahlreichen kommerzialisierten Produkten. Allein dieser Aspekt war uns Verpflichtung bei der Standortsuche. Wichtig ist uns freilich auch die Nachbarschaft zu hochkarätigen Forschungsorganisationen auf dem Campus.
Wir sind besonders an einer Zusammenarbeit mit den zahlreichen interdisziplinären Startups und KMUs auf dem Areal interessiert und sind überzeugt gerade eben diesen Firmen eine alternative zur klassischen Chemikalienbörse des Grossbetriebs bieten zu können.

5. Wie ist die Interaktion mit den anderen Firmen?
Dr. Lin Junior: Wir möchten allen Organisationen, die nach den Prinzipien von «Open Science» operieren dienen. Näheres kann der interessierte Leser unseren Webseiten entnehmen. Wir hoffen, dass dieses Interview ein erster Schritt dazu ist, uns in der Rosental Community bekannt zu machen. Von Rosental Mitte wünschen wir uns, dass es die notwendige «campus culture», die für den Erfolg dieses spannenden Projekts unabdingbar ist, nachhaltig entwickelt.

Unsere Webseiten sind: http://www.molmall.net/ und https://wsforum.org/