Benannt nach dem einstigen Landgut «zum Rosental», lag das Rosental-Areal bei seiner Bebauung 1858 vor dem Riehentor und damit noch ausserhalb der Stadt. Es ist das älteste Chemieareal Basels, hier wurden erstmals überhaupt Farben industriell hergestellt. Johann Rudolf Geigy errichtete auf dem Rosentalareal seine neue Farbholzmühle, die Extraktfabrik. Sein Geschäft, das seit 1830 aus Farbhölzern Pulver mahlte, mit denen Stoffe gefärbt wurden, befand sich ab 1833 im St. Alban-Tal. Ab 1858 war Rosental Mitte der Stammsitz der Firma Geigy. Der Vorteil des Rosental-Areals lag im nahen Badischen Bahnhof, der sich in seinem ersten Provisorium 1855–1862 auf dem heutigen Areal der Messe Basel befand und 1913 an seinen aktuellen Standort verlegt wurde.
Geschichte.
Das ehemalige Werkareal Rosental gilt als älteste erhaltene Stätte der chemischen Produktion in Basel und damit als «Wiege der Basler Chemie». Es wurde ab 1858 als Stammsitz der Firma Geigy entwickelt, um natürliche und künstliche Farbstoffe herzustellen.
Entwicklung von 1833 bis heute.
Dreizehn Jahre nach dem Bau der Farbholzmühle waren 66 Arbeiter in der sogenannt «inneren Fabrik» beschäftigt, in der sowohl natürliche als auch synthetische Anilinfarben hergestellt wurden. Später wurde die Extraktfabrik vergrössert und das Fabrikgelände erweitert, es entstanden Büroräumlichkeiten und Forschungsgebäude. 1960 wurde die Produktion auf dem Rosental-Areal schliesslich eingestellt, die Betriebsgebäude wichen Laborbauten und zehn Jahre später fusionierte die J.R. Geigy AG mit der Ciba zur Ciba-Geigy AG. 1980 wurde das ursprüngliche Mahl- und Mischgebäude abgebrochen. Aus der Ciba-Geigy AG und Sandoz entstand 1996 Novartis, aus der vier Jahre danach die Syngenta mit Hauptsitz Rosental hervorging.
2007 verkaufte der Konzern einen Grossteil des Areals an einen privaten Investor mit Sitz in Gibraltar und behielt lediglich seinen Sitz, an dem rund 1200 Angestellte aus etwa 50 Nationen arbeiten. Der Kanton konnte Rosental Mitte sukzessiv in den Jahren 2016 und 2019 erwerben.
1928: Die Telefonistin Clara März und die Entwicklung der Telefonzentrale.
Clara März trat 1928 in die J.R. Geigy AG ein, wo sie zunächst als Allein-Telefonistin arbeitete. Als sie 1963 nach 35 Jahren in Pension ging, hatte Geigy eine vollausgebaute, moderne Telefonzentrale in einem der damals ersten Hochhäuser Basels.
Bevor Clara März ihre Tätigkeit 1928 in der J.R. Geigy AG aufnahm, verfügte die Firma auf dem Rosentalareal bereits seit fast 50 Jahren über einen Telefonanschluss. 1882 schloss die Geschäftsführung ihren ersten Telefonvertrag ab, ein Jahr nach der Eröffnung der ersten Telefonzentrale in Basel. Die Modernisierung des Telefonwesens erforderte bald schon die Einrichtung einer eigenen Abteilung. Auch in der Firma J. R. Geigy nahmen ausschliesslich Frauen ununterbrochen Anrufe entgegen und vermittelten Kunden aus aller Welt an die entsprechenden Geschäftsstellen.
Im Zuge der Automatisierung der Telefonie veränderte sich das Berufsbild der Telefonistin bis Ende der 1950er Jahre grundlegend: In der J. R. Geigy AG mussten zwar nur noch die hausinternen Nummern manuell weiterverbunden werden, doch brachte sie gleichzeitig einen deutlichen Anstieg der Anrufe mit sich, worauf das Unternehmen erneut auf mehr Personal angewiesen war. In den 50er Jahren bildete Geigy gemeinsam mit der Blindenfürsorge Sehbehinderte als Telefonistinnen aus. Die Zusammenarbeit funktionierte einwandfrei und die neuausgebildeten Telefonistinnen wurden bald zu unverzichtbaren Arbeitskräften.
Bessere Arbeitsbedingungen oder ein Berufsfeld vor dem Aus?
Als Clara März 1963 pensioniert wurde, standen die Mitarbeiterinnen der internen Telefonzentrale vor neuen Herausforderungen: Im dritten Stock des 1956 erbauten Hochhauses an der Schwarzwaldallee wurden zwei neue Vermittlerpulte eingebaut, damit mehr als vier Anrufe gleichzeitig entgegengenommen und Wartezeiten vermindert werden konnten.
Mit dem Ausbau der Telefonzentrale sollten auch die Arbeitsbedingungen der Telefonistinnen verbessert werden. Ein Artikel aus der Werkzeitung deutete aber bereits 1965 an, dass das Durchwahlsystem, welches in Deutschland bereits erfolgreich in Gebrauch war, seinen Weg auch bald in die Schweiz finden sollte. Dieses würde der Firma künftig erlauben, auf die Arbeit einer Grosszahl der Telefonistinnen zu verzichten.
Text: Lina Schmid, Büro Schürch & Koellreuter, Basel
Hans «k.o.»-Müller – ein Ausnahmesportler.
Die J. R. Geigy AG förderte bereits früh den Firmensport. Ein populärer Sportler war der 14fache Schweizer Boxmeister Hans Müller, der als Vorarbeiter im Lokal 88 des Rosentalwerks angestellt war.
Der 1920 gegründete Geigy Sportclub stand Angestellten, Arbeiterinnen und Arbeitern wie auch deren Familienangehörigen gleichermassen offen. Der Verein sollte der körperlichen Gesundheit Belegschaft dienen und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Firma stärken. Besonders beliebt waren bei den Frauen Korbball, bei den Männern Faustball und Tischtennis. Werktags fanden auf dem Geigy-Sportplatz abendliche Trainings mit fachlicher Unterweisung statt. Das Wochenende war für Spiele gegen Mannschaften reserviert, die ebenfalls im Firmensportverband organisiert waren. Grosser Beliebtheit erfreuten sich die seit 1941 jährlich abgehaltenen Geigy-Sporttage.
Der Ausnahmeboxer Hans Müller
Der populärste Sportler in den Reihen der Geigy war der Boxer Hans Müller (1915–1967), auch unter dem Namen K.o.-Müller bekannt: Zweidrittel seiner Gegner soll er mit einem Knock-out besiegt haben. Müller, der bis 1951 die nationalen Meisterschaften 14-mal gewann, gilt bis heute als erfolgreichster Schweizer Boxer. Er vertrat die Schweiz an zwei Europameisterschaften und 1948 an den olympischen Sommerspielen in London. Dort musste er sich jedoch nach Punkten geschlagen geben. Ein Fehlurteil, so die Reaktion in der Schweizer Presse: Nachdem der Schwede Gunnar Nilsson bereits in der ersten Runde zu Boden gegangen war, habe der Ringrichter zu spät und dann zu langsam ausgezählt. Nilsson habe weiterkämpfen dürfen, obwohl er «während 13 Sekunden down» und damit eigentlich K.o. gewesen wäre. Die Arbeitskollegen aus Lokal 88, wo Müller arbeitete, hatten den Olympia-Kampf mit Spannung verfolgt und hissten nach der Niederlage, aus Solidarität, eine Trauerfahne.
Die J. R. Geigy AG war stolz auf ihren Ausnahmesportler und die Hauszeitung interviewte ihn nach seiner Olympiateilnahme. Auf sein Boxtraining angesprochen verriet Müller, dass er bei seiner täglichen Arbeit im Lokal 88 «genügend mit gewichtigen Gegenständen zu tun habe» und er in seiner Freizeit am liebsten Leichtathletik treibe, schwimme und Handball spiele.
Text von Felix Steininger; Schürch & Koellreuter Basel
Elsa Mühlethaler, DDT und der Nobelpreis.
Das Rosental-Areal wurde in den 1930er Jahren zu einem Forschungszentrum. Hier entdeckte der Chemiker Paul Müller mit seinem Team die hochpotente Wirkung von DDT.
Die 25-jährige Elsa Mühlethaler (1917–1998) war eine Ausnahmeerscheinung auf dem Rosental-Areal. Als erste Frau hatte sie in Bern ein veterinärmedizinisches Studium absolviert und dieses mit einem Doktorat abgeschlossen. Als sie 1942 ihre Arbeit bei Geigy aufnahm, war sie die erste Frau mit einem akademischen Abschluss.
Mühlethalers Arbeitsplatz befand sich im topmodernen Sandmeyer-Laboratorium in der Mitte des Areals. Dort war sie zusammen mit dem späteren Nobelpreisträger Paul Müller (1899–1965) in der Insektizidforschung tätig.
Müller, der 1939 die insektizide Wirksamkeit von Dichlordiphenyltrichloäthan (DDT) entdeckt hatte, forschte im Bereich der Schädlingsbekämpfung. 1940 liess die Firma Geigy DDT patentieren. In der Folge wurde das Insektizid grossflächig gegen alles und jedes eingesetzt, von der Malaria bis zum Kartoffelkäfer. 1948 erhielt Müller den Nobelpreis für Medizin und Physiologie. Gesarol für und Neocid, die Handelsnamen von DDT für den Gebrauch in der Landwirtschaft und im Hygienebereich, war ein grosser geschäftlicher Erfolg und der Auslöser einer landwirtschaftlichen Revolution, die ohne Insektizide nicht mehr funktioniert.
In den 1950er Jahren mehrten sich kritische Einwände gegen das hochwirksame Gift: Resistenzen wurden beobachtet und entgegen der Annahme, dass DDT nur bei Insekten wirke, kamen auch grössere Tiere zu Schaden. 1962 erschien Rachel Carsons berühmtes Buch «Silent Spring», in welchem sie die Folgen des breitflächigen und undifferenzierten Einsatzes von Pestiziden schilderte. Wenngleich sie auch über andere Mittel sprach, so stand DDT im Zentrum ihres Schreckensszenarios eines Frühlings ohne Vogelgezwitscher. Das Buch gilt als Auslöser für das allmähliche Erwachen einer Umweltschutzbewegung.
Elsa Mühlethaler verliess 1948 die Geigy und eröffnete 1949 als erste Frau eine Tierarztpraxis in Bern.
Text von Franziska Schürch; Schürch & Koellreuter Basel
Eine Schreinerwerkstatt auf dem Rosental-Areal.
Sinnvolle Freizeitbeschäftigung für die Arbeiter und Arbeiterinnen.
1943 eröffnete die Firma Geigy, auf Wunsch der Belegschaft, eine Schreinerwerkstatt. Unter der Leitung von den bei Geigy angestellten Schreinermeistern überlebte die Werkstatt sämtliche Betriebsfusionen, bis sie 2016, nun als Teil der Novartis, ihren Betrieb einstellen musste.
Fürsorgeeinrichtungen bestanden in der Firma Geigy bereits seit den 1870er Jahren. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg baute die Firma ihre Sozialpolitik massiv aus. Neben grosszügigeren Pensions- und Betriebskrankenkassen entstanden zahlreiche Institutionen zur Hebung der Arbeitszufriedenheit. Sozialpolitische Einrichtungen wie Werkzeitungen, Hauswirtschaftskurse, Sportvereine, Mitarbeiterfeste oder Freizeitwerkstätten weichten die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit auf. Sie galten in Zeiten der Hochkonjunktur auch als wichtiges Mittel zur Hebung der betrieblichen Produktivität.
Eine Schreinerwerkstatt für die «Geigyianer»
Zum «allgemeinen Wohle der Belegschaft» und auf deren wiederholten Wunsch entstand im Dezember 1943 auf dem Rosental-Areal, an der Mattenstrasse 28, eine Freizeitwerkstatt, ausgestattet mit sechs Hobelbänken und diversem, für die Holzverarbeitung notwendigen Werkzeug. Dazu gehörte sogar eine Bandsäge. Die Werkszeitung berichtete ausführlich über die Gründung der Werkstatt, die für alle Mitarbeitenden zugänglich war.
In den ersten Jahren war der Geigy-Schreiner Alfred Gäng für den Betrieb der Freizeitwerkstatt verantwortlich. Nach seinem Tod 1950 übernahm Meister Graf die Leitung der Werkstatt. Die Arbeitsplätze waren gut belegt, besonders vor Weihnachten. Das Material für die selbst gebauten Weihnachtsgeschenke, aber auch für Reparaturen an beschädigten Möbeln, konnte über die firmeneigene Schreinerwerkstatt zum Selbstkostenpreis bezogen werden.
Ende der 1950er Jahre pries die Werkzeitung die Schreinerwerkstatt als idealer Ausgleich «in der Zeit der Mechanisierung und des Spezialistentums» an. Die Werkstatt stehe jedem «Geigyaner» zur Verfügung, schrieb der Autor eines Artikels in der Werkzeitung vom Mai 1957, und damit seien übrigens auch die Damen gemeint. 1976, nach der Fusion mit der Ciba, wurden die in beiden Betrieben bestehenden Werkstätten auf dem Areal der Ciba zusammengelegt. Die «Freizeitwerkstatt Holz» überlebte auch die Fusion der Ciba-Geigy mit der Sandoz. Erst Ende 2016 wurde sie zur grossen Enttäuschung vieler pensionierter Werkstattbenützer endgültig geschlossen.
Text von Franziska Schürch; Schürch & Koellreuter Basel
Der «Rosental-Gesamtplan» und das Hochhaus von 1957.
In nur 58 Tagen war das Geigy-Hochhaus aus dem Jahr 1957 zurückgebaut, um einem neuen, modernen Verwaltungsgebäude Platz zu machen. Entstanden ist dieses jedoch nie, an dessen Stelle steht heute ein Park.
Am 30. September 1956 begingen die Verantwortlichen der Firma Geigy AG, in Anwesenheit der Basler Regierung und vor versammelter Presseschar, die Aufrichte des neuen Verwaltungs-Hochhauses auf dem Rosental-Areal. Nicht das erste, aber mit 53 Metern das höchste Hochhaus Basels war in den vergangenen Monaten unaufhaltsam in die Höhe gewachsen. 1957 konnte das zwölfgeschossige, topmoderne Gebäude, mit unterirdischer Telefonanlage für 4000 Anschlüsse und einer Liftanlage mit Kabinen für bis zu 13 Personen der Nutzung übergeben werden.
Es wird eng auf dem Rosental-Areal
Der Hochhaus-Neubau war kein isoliertes Einzelprojekt, sondern Teil eines grösseren Ganzen. Bereits 1951 hatte die Geschäftsleitung der Geigy dem Basler Architekten Martin Burckhardt den Auftrag erteilt, für das Rosental-Areal einen Gesamtplan zu entwickeln. Während beinahe hundert Jahren war das Firmenareal stetig vergrössert worden, die Bebauung den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend gewachsen.
Nun, in Zeiten der Hochkonjunktur, wurde es auf dem Areal eng, und es gab kaum noch Möglichkeiten zur Arrondierung: Das Firmenareal war fast komplett von Wohnhäusern umschlossen. Mit dem Gesamtplan sollte deshalb ein möglichst grosses, den Bedürfnissen entsprechendes Bauvolumen zweckmässig auf dem Areal untergebracht werden.
…die beste Lösung ist ein Hochhaus
Der im Winter 1951 in Angriff genommene Gesamtplan sah vor, ohne Platz zu verschwenden, die betrieblich besten Lösungen anzubieten. Die Umsetzung sollte in kleinen Etappen erfolgen und ohne Provisorien auskommen. Die Verwaltung war von der Fabrikation klar abzutrennen und Strassen, die ganz sich ganz im fabrikeigenen Areal befanden, waren in das Fabrikareal miteinzubeziehen.
Im Juli 1953 stellte Martin Burckhardt seine Ideen der Geigy-Geschäftsleitung vor: Das Areal wollte er mit einem rechteckigen Gürtel einheitlicher Gebäude umfassen, so dass es abgeschlossen wirkte. Im Innern, den Blicken der Quartierbewohnerinnen entzogen, befanden sich die Fabrikationsgebäude, in den äusseren Bereichen Forschung und Verwaltung. Für die rund 4000 Quadratmeter zusätzlich benötigte Bürofläche sah Burckhardt das Hochhaus an der Schwarzwaldallee vor.
Schon wieder zu klein….
1960 übergab die Einwohnergemeinde Basel-Stadt dem Unternehmen die sich im Fabrikareal befindenden Abschnitte der Sandgruben-, der Bleiche- und der Riehenteichstrasse, damit diese, wie im Gesamtplan vorgesehen, ins Fabrikareal integriert werden konnten. Das Areal wurde damit für die Öffentlichkeit verschlossen. Dennoch war es nur wenige Jahre später für eine Mischnutzung von Verwaltung, Forschung und Fabrikation endgültig zu klein. Die Produktion wurde vollständig nach Schweizerhalle verlegt.
Text von Franziska Schürch; Schürch & Koellreuter Basel
Das Sandmeyer-Laboratorium: Der Geburtsstätte des Erfolgs.
Im Januar 1941, mitten im Krieg, feierte die Firma Geigy die Eröffnung des topmodernen «Sandmeyer-Laboratoriums». Wie eine Tafel im Eingang festhielt, war der Neubau dem 1922 verstorbenen «Traugott Sandmeyer, dem genialen Chemiker» gewidmet.
Farben – Insektizide – Medikamente
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war für die auf die Herstellung von Textilfarbstoffen spezialisierte Firma Geigy von Krisen geprägt. Die Weltwirtschaftskrise führte zu einem Stillstand in der konjunkturanfälligen Textilindustrie. Dies traf auch die Farbenproduktion, damals das einzige Standbein der Geigy. Unter der Federführung des 1932 zum Direktor ernannten Chemikers Paul Läuger beschloss die Firmenleitung deshalb einen grundlegenden Strategiewechsel und die Ausweitung des Sortiments auf bioaktive Stoffe, Medikamente, Desinfektionsmittel und Pestizide.
1935 wurde ausgehend von den Erfahrungen mit Wollfarbstoffen Forschung im Bereich der synthetischen Schädlingsbekämpfung aufgenommen, drei Jahre später startete man mit dem Aufbau einer pharmazeutischen Abteilung. 1939 arbeiteten bereits 80 Forschungs- und Betriebschemiker auf dem Rosental-Areal. Die Erweiterung der Produktepalette hatte sich bewährt.
Der neuen Forschung ein neues Haus
Die neue Ausrichtung widerspiegelt sich in der Arealentwicklung: Die bestehenden Laborstrukturen genügten nicht mehr. Im März 1939 begann das Basler Architekturbüro Burckhardt, Wenk & Cie. mit dem Bau eines neuen Laborgebäudes. In dem nach den Ideen von Paul Läuger gestalteten Gebäude befand sich die pharmazeutische und die Pflanzenschutzabteilung, sowie im 4. Stock die Tierställe, denn die neue Pharmaforschung machte Tierversuche nötig. Eine grosse Anzahl neuer Produkte wurde hier entwickelt.
Bereits 1939 konnte das Mottenschutzmittel «Mitin» auf den Markt gebracht werden. Mit dem Insektizid DDT, das Geigy ab 1941 als «Gesarol» vermarktete, gelang der internationale Durchbruch. Auch im Bereich der Pharmazeutika kamen ab 1942 mit dem Desinfektionsmittel Desogen, dem Schlafmittel Medomin und dem Antibiotikum Irgafen erste Produkte auf den Markt. Mit dem Antidepressivum Imirpamin (1958) und dem Antirheumatikum Voltaren (1960er Jahre) entstanden in diesem Laborgebäude zwei Blockbuster Medikamente der Firma Geigy.
Im April 1999 wurde das Sandmeyer-Laboratorium abgerissen. Die Platte mit dem Hinweis auf Traugott Sandmeyer hat überlebt und befindet sich heute vor dem Gebäude 1080 als Erinnerung an einen autodidaktischen Forscher dem zahlreiche Entdeckungen im Bereich der Synthese von Farbstoffen gelangen. Seine Arbeiten schufen die Grundlage für den Aufschwung der Farbstoffindustrie in Basel und weltweit. Zugleich erinnert die Platte heute auch an ein Gebäude, das für einen Wendepunkt in der Geschichte der Geigy steht: Eine langsame Abkehr von der Farbindustrie und die Hinwendung zu Agrochemie und Pharmazie.
Franziska Schürch, Schürch & Koellreuter, Basel