Im kürzlich durchgeführten Studienauftrag für die Freiräume auf Rosental Mitte wurden konzeptionelle Grundlagen für die Transformation eines Industrieareals zu einem lebendigen Stadtteil thematisiert. Doch was braucht es, dass das Gewinnerkonzept erfolgreich umgesetzt wird und die gewünschten Effekte erzielt werden? Welche nächsten Schritte sind erforderlich, um die Ziele einer qualitativ hochwertigen Entwicklung zu verwirklichen?
Im Interview mit der Juryvorsitzenden Marie Noëlle-Adolph, Landschaftsarchitektin und Peter Kaufmann, Leiter Finanzvermögen von Immobilien Basel-Stadt, erfahren Sie mehr über die nächsten Schritte für die zukünftige Entwicklung von Rosental-Mitte.
1. Was war die Motivation für den Studienauftrag für Rosental Mitte und welche Kriterien wurden bei der Verfahrensart und der Auswahl der Jury berücksichtigt? Peter Kaufmann: Rosental Mitte befindet sich bereits in der schrittweisen Transformation von einem Industrieareal unter Betrieb zu einem integralen zukunftsfähigen Stadtteil. Auch wenn das Areal bisher erst teilweise geöffnet werden konnte, sind die vorbereitenden Arbeiten dazu bereits in Gang. Jede bauliche Intervention wird dabei langfristig Auswirkungen auf die Freiräume haben. Die Herausforderung besteht nun darin, die in ihrem Umfang und zeitlichen Abfolge nur begrenzt vorhersehbaren einzelnen Freiraumprojekte hin zu einem Grossen und Ganzen zu führen. Wir wollen in jedem Fall möglichst hohe Qualitäten erreichen und. brauchen daher starke konzeptionelle Leitlinien in Form eines Regelwerks. Für die Jury und die beigezogenen Spezialisten konnten wir namhafte PlanerInnen gewinnen. Viele der Beteiligten begleiten diese Entwicklung, sowie das städtebauliche Konzept und Leitbild für Rosental Mitte schon seit Jahren.
2. Was waren die wichtigsten Herausforderungen während des Verfahrens? Marie Noëlle-Adolph: Die wichtigsten Herausforderungen während des Verfahrens waren vielfältig. Der Prozess begann mit der Unsicherheit, ob die hohen gesellschaftlichen und politischen Erwartungen angesichts des Klimawandels mit den technischen, betrieblichen und begrenzten räumlichen Gegebenheiten auf Rosental Mitte vereinbar sind. Diese Unsicherheit stellte eine kollektive Herausforderung sowohl für das Beurteilungsgremium als auch für die Teams dar. Es erforderte von allen Beteiligten eine hohe Prozesskompetenz, um während der Phase der Zwischenpräsentation ergebnisoffen zu bleiben, da eine Vielzahl unterschiedlicher Grundwerte und Lösungsvorschläge berücksichtigt werden mussten. Schliesslich war die Konsensfindung eine weitere Herausforderung, die jedoch erfolgreich bewältigt wurde, da der Entscheid einstimmig fiel.
3. Welche Aspekte waren besonders entscheidend für die Auswahl des ausgewählten Konzepts? Marie Noëlle-Adolph: Die Auswahl des ausgewählten Konzepts wurde von mehreren entscheidenden Aspekten geprägt. Das Projekt «Singing Spring» zeichnet sich insbesondere durch die Gestaltung von Bewegungsräumen in den Promenaden aus, die eine hohe Wiedererkennbarkeit bieten und die drei anderen grossen Freiräume miteinander verbinden. Der Schwarzwaldplatz wurde als markantes, jedoch überraschendes und geschätztes Element gewählt, um als repräsentatives Eingangstor zum Quartier zu dienen.
Besonders bedeutend für die Auswahl waren die differenzierten Aussagen zur Architektur in der Schnittstelle zu den öffentlichen Räumen. Das Team schlägt vor, an bedeutenden Orten des öffentlichen Lebens mehrgeschossige Sockelausbildungen zu errichten, die durch einen festgelegten Öffnungsanteil eine offene Ausstrahlung und eine gezielte Adressierung ermöglichen. Als aktivierende Massnahme wird die «Sandgrubenbrücke» vorgeschlagen, die bereits in einem frühen Stadium die Querung des Areals sowie wertvolle Einblicke ermöglicht. Insgesamt stellt «Singing Spring» einen stimmungsvollen, vielschichtigen und äusserst sorgfältig interdisziplinär entwickelten Beitrag dar. Es liefert glaubwürdige Antworten auf die gestellten Aufgaben und berücksichtigt dabei den gesamten Perimeter.
4. Was können alle Beteiligten dazu beitragen, dass das Gewinnerkonzept erfolgreich umgesetzt wird und die gewünschten Effekte erzielt? Peter Kaufmann: Wichtig ist eine enge Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen allen Beteiligten, einschliesslich Planern, ArchitektInnen, zukünftigen Investoren, Behörden. Für konkrete Projektierungen können zu einem späteren Zeitpunkt auch die AnwohnerInnen und andere Stakeholder einbezogen werden, um die Bedürfnisse und Anforderungen aller Interessengruppen zu berücksichtigen.
Eine kontinuierliche Überwachung und Evaluation der Entwicklung, um sicherzustellen, dass die angestrebten Qualitätsziele erreicht werden und Anpassungen bei Bedarf rechtzeitig vorgenommen werden können. Die Behörden können durch eine effiziente und kooperative Zusammenarbeit mit den anderen Beteiligten dazu beitragen, dass Genehmigungsverfahren reibungslos ablaufen und Hindernisse frühzeitig erkannt und aus dem Weg geräumt werden.
5. Inwiefern haben aktuelle Trends in der Freiraumgestaltung ihre Bewertung der Konzepte beeinflusst? Marie Noëlle-Adolph: Die Bewertung der Konzepte wurde massgeblich von aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und Anliegen beeinflusst, anstatt von Trends in der Freiraumgestaltung zu sprechen. Zu diesen Herausforderungen gehören die Förderung der Biodiversität, Massnahmen zur Hitzeminderung sowie die Einbindung der umliegenden Bevölkerung und der Nutzenden des Areals. Es wird erwartet, dass Konzepte heute sowohl robust als auch flexibel sind. Dabei wird von «lernenden Planungen» gesprochen, die laufende Erkenntnisse berücksichtigen und dennoch eine identitätsstiftende Freiraumqualität bieten können.
6. Welchen Beitrag wird die Freiraumgestaltung in Basel-Stadt zur Stadtentwicklung und die Lebensqualität der Bevölkerung erzielen? Marie Noëlle-Adolph: Der Beitrag der Freiraumgestaltung in Basel-Stadt zur Stadtentwicklung und zur Lebensqualität der Bevölkerung wird bedeutend sein. Durch das erweiterte Freiraumangebot und die Vielfalt an Freiräumen wird insbesondere in Kleinbasel eine deutliche Verbesserung erzielt. Es werden heute getrennte Quartiere miteinander verbunden, und direkte und attraktive Verbindungen vom Rhein zum Badischen Bahnhof werden ganz Kleinbasel aufwerten.
Darüber hinaus bildet dieser Beitrag die Basis für ein Regelwerk, das die städtebauliche Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten lenken wird. Dabei werden die Anliegen verschiedener Stakeholder ebenso berücksichtigt wie die der Öffentlichkeit und der umliegenden Nachbarschaft. Dieser Beitrag legt auch die Grundlage für eine bauliche Entwicklung, die öffentliche Freiraumangebote nicht nur auf dem Stadtboden, sondern auch auf, in und an den Gebäuden vorsieht.
7. Was sind die nächsten konkreten Schritte? Peter Kaufmann: Die im siegreichen Beitrag formulierten Interventionen und Projektvorschläge werden auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft. Dabei müssen insbesondere finanzielle, rechtliche, städtebauliche und technische Aspekte berücksichtigt werden. Basierend auf den geprüften Vorschlägen und den bereits anstehenden Projekten soll der konkrete Umsetzungsplan aktualisiert werden und die nächsten Schritte und Meilensteine festlegen. Dabei werden auch Ressourcen, Zeitplan und Verantwortlichkeiten klar definiert. Die Arbeiten am Regelwerk, das die übergreifende planerische Grundlage bildet, können sofort aufgenommen werden.
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